von Jonathan Meese
Regie / Bühne / Kostüme: Jonathan Meese
Mit: Maximilian Brauer, Jonathan Meese, Henning Nass, Uwe Schmieder, Bernhard Schütz, Lilith Stangenberg, Anke Zillich
Armselig, dieses deutsche Theaterwollen. Die hier vielbeschworene Kunst kommt hier eher von Wollen. Abgenutzte Provokationen, Deutsch, Führer, seine Alraune, Hakenkreuze etc und damit Konnotiertes wie der Teutoburger Wald, Richard Wagner und Ludwig, der Zweite, in wiederkehrenden Dauerschleifen, auch Varianten, untermalt u.a. von Rammsteins Sonne, die nicht untergehen will.
Als nach zweieinhalb Stunden die Mutter, eine etwas gebrechlich wirkende Dame, die bereits zu Beginn – gefilmt – eine Inhaltsangabe von „Lolita“ gelesen hat, an die Bühne tritt, um diesem sogenannten „Terror“ ein Ende zu machen, und auf die Bühne geholt wird, wird es tragisch-komisch, denn sie ist Meeses Mutter und bleibt die Mutter auch auf der Bühne. Sie spielt nicht, man spielt mit ihr, aber sie kennt dieses Theater ja und muss wissen, worauf sie sich einlässt. Den dauererigierten Arm, Ausdruck der Dauererregung und öffentlicher Selbstbefriedigung ihres Sohnes, kann auch sie nicht senken, aber ihre Ankündigung „noch zwanzig Minuten“ wird wenigstens eingehalten.
Meese ist nicht Lolita, sondern der in der Pubertät verhaftete und in seiner sexuellen Obsession gefangene väterliche Verführer. Das Publikum dient ihm als Lolitaprojektionsfläche, der sich gern viele, teils sogar begeistert, ausliefern.
Lustige Momente gibt es durchaus, wenn z.B. die Mutter per Mikro reinruft: „Jetzt reicht’s aber!“ oder „Was hat denn das mit Theater zu tun!“ etc oder beim Durchdeklinieren von Sätzen, wenn sich zufällig etwas Komisches ergibt . Ob die vielen Nazi-Provokationen immer als witzig empfunden werden, hängt vom jeweiligen Humor ab. Dass JM in Bayreuth als Regisseur wieder ausgeladen wurde, wird mir hier allerdings plausibel.
Noch vier Termine in dieser Spielzeit. Aber es soll ja jedesmal anders sein … aber Uwe Schmieder in seiner Paraderolle wird sicherlich immer alles zeigen, was er hat …