Paul Dukas, Joseph Canteloube, Vincent d’Indy – Konzertsaal Solingen.
Eine „Reise durch Frankreich“ – so lautet es im Titel – und zwar das des 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts.
Bereits Paul Dukas‘ Zauberlehrling, der sicherlich in den letzten Jahren häufig bei Schulkonzerten gespielt worden ist und vielleicht manchmal auch etwas gelitten hat, blitzt auf und erstrahlt funkelnd wie frisch poliert und lässt mich aufhorchen.
Für mich eine Neuheit – zumindest erinnere ich mich nicht mehr – Joseph Canteloubes „Charts d’Auvergne“ mit Banu Böke, Sopran. Im Programmheft wird seine Instrumentationskunst hervorgehoben, ich finde es teilweise etwas dick aufgetragen, aber nichtsdestotrotz interessant zu hören.
Vor Vincent d’Indys Sinfonia brevis de bello gallico gibt GMD Peter Kuhn eine – wie immer, wenn er das tut – sehr geistreiche Einführung. Themen werden vom Orchester angespielt und häufig bildhaft gedeutet, Zusammenhänge werden dargestellt. Peter Kuhn weist explizit auf den Antisemitismus und Chauvinismus von d’Indy hin und stellt sich die Frage, ob sich etwas wie Antisemitismus in der Musik finden lässt, hörbar ist und kommt für sich zu dem Urteil, dass so etwas den Wesenskern der Musik nie erreichen und berühren kann und die Musik frei bleibt von diesen menschlichen Haltungen.
Ich denke, dass Musik per se frei ist von Emotionen und Bildern jeder Art. Sie bietet allerdings in vielen Kompositionen starke Auslöser und Projektionsflächen für menschliche Gefühle und bildhafte Vorstellungen – insbesondere in der sogenannten Programmmusik – und lässt sich zur Manipulation der Menschen vortrefflich einsetzen. Textgebundene Musik erst recht.
Jetzt bin ich auch schon an dem Punkt, der mich erstaunt wie erfreut: Peter Kuhn verweist darauf, dass die europäischen Werte von dem Motto der französischen Revolution Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit geprägt sind und dass es gilt diese zu verteidigen, auch insbesondere im Hinblick auf die anstehende Präsidentschaftswahl in Frankreich und wird so politisch, was ich in einem Sinfoniekonzert noch nicht erlebt habe – zumindest erinnere ich es nicht.
Die Sinfonie von d’Indy ist dann keine Sinfonie des Kriegsgemetzels, aber durchaus des heroischen und heimatverbundenen und eher eine der vielen musikalischen Einfälle.
Die Bergischen Symphoniker klingen hochmotiviert – so gut habe ich das Orchester kaum gehört in vielen Jahren. Vielleicht liegt es auch an den Mikrophonen des WDR. Das Konzert wird live auf WDR3 gesendet und ist noch 30 Jahre nachzuhören. Es lohnt auf jeden Fall, nochmal hineinzuhören.
Bravo!